Zum Hauptinhalt
NextGenerationEU
Presseartikel2. Februar 2024Generaldirektion KommunikationLesedauer: 5 Min

Diagnose aus der Ferne: Telemedizin im ländlichen Kroatien

NextGenerationEU stellt die Weichen für eine grünere, nachhaltigere und krisenfestere Wirtschaft und Gesellschaft. Die EU-Länder nutzen die Mittel aus dem Instrument rege zur Modernisierung und Umgestaltung – ob für eine bessere Verkehrsinfrastruktur, den sozialen Wohnungsbau oder die Digitalisierung öffentlicher Dienste. Gesundheitliche, soziale und institutionelle Resilienz und sozialer und territorialer Zusammenhalt sind zwei Hauptsäulen der Aufbau- und Resilienzfazilität, die mit dem Telecordis-Telemedizinprojekt in der kroatischen Gespanschaft Koprivnica-Križevci umgesetzt werden. Die Leiterinnen vor Ort Andrea Horvat und Mirjana Hanžeković haben uns im Interview mehr über das Projekt erzählt.

Andrea Horvat arbeitet als Krankenschwester im Gesundheitszentrum von Koprivnica-Križevci. Sie sprach mit uns über ihre Erfahrungen mit dem Telecordis-Projekt, für das eigens ein neues Zentrum für Telemedizin in der lokalen Erstversorgungsklinik eingerichtet wurde. Das Projekt finanziert sich über die im Aufbau- und Resilienzplan Kroatiens vorgesehenen Investitionen im Wert von rund 690 000 EUR und ermöglicht Patientinnen und Patienten in ländlichen und entlegeneren Gebieten einen schnelleren sowie einfacheren Zugang zu kardio- und pneumologischen Diagnosetests. Für Andrea ist das Projekt ein Geschenk des Himmels, da es die Verfügbarkeit lebenswichtiger medizinischer Dienstleistungen in einer zuvor stark unterversorgten Region erheblich verbessert hat.

Bislang mussten Patientinnen und Patienten mit chronischen Leiden oder Gefäßerkrankungen für Arzttermine und kardiologische Untersuchungen in Allgemeinkrankenhäusern weite Strecken sowie Wartezeiten von bis zu fünf Monaten oder länger in Kauf nehmen. Seit der Eröffnung des Telecordis-Zentrums im Juli 2023 haben sich die Wartezeiten auf durchschnittlich drei Wochen verkürzt. Von Langzeit-EKG und Langzeit-Blutdruckmessung bis hin zu Lungenfunktionstests und 12-Kanal-EKG – die Anschaffung von medizinischer und computertechnischer Spezialausstattung hat es möglich gemacht, solche wichtigen Dienstleistungen in der Nähe anzubieten. Medizinische Untersuchungen können nun auch von den örtlich ansässigen Ärztinnen und Ärzten durchgeführt werden, denn das Telecordis-System übermittelt die Patientendaten und fasst die Diagnoseergebnisse nach der Untersuchung zusammen.

Im Interview teilte Andrea ihre Meinung über das Telecordis-Projekt mit uns:

Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis des Projekts?

AH: Ja, ich bin sehr zufrieden damit, wie sich die Dinge entwickelt haben. Herzpatientinnen und -patienten in entlegeneren Regionen erhalten jetzt schnellere und gründlichere Diagnosen und müssen nicht mehr extra das Krankenhaus in der Stadt Koprivnica aufsuchen. Für die Bewohnerinnen und Bewohner auf dem Land, und ganz besonders für die älteren und weniger mobilen unter ihnen, war die weite Fahrt zur ärztlichen Untersuchung eine große Belastung. Bei manchen Patientinnen und Patienten mit Herz- oder Gefäßerkrankungen sind halbjährliche Untersuchungen oder regelmäßige Arztbesuche notwendig, um die Wirkung der Medikamente zu überwachen. Für Menschen in abgelegenen Gebieten stellte dieses häufige Hin- und Herfahren eine erhebliche logistische Herausforderung dar. Das telemedizinische Zentrum schafft hier Abhilfe.

Welche Vorteile hat das Zentrum neben der einfacheren Zugänglichkeit noch zu bieten?

AH: Abgesehen von der leichteren Verfügbarkeit und den kürzeren Wartezeiten für Termine hat das telemedizinische Zentrum den Diagnoseprozess im Allgemeinen beschleunigt. Die Patientinnen und Patienten erhalten ihre Diagnosen nun schneller. Zwar liegt die Auswertung der medizinischen Befunde in der Verantwortung der Ärztin oder des Arztes, doch bin ich als Krankenschwester oft für die Überprüfung zuständig. Wenn ich feststelle, dass ein Patient dringend medizinische Versorgung benötigt, müssen wir schnell handeln, um ihm zu helfen. Dank der Effizienz, die die telemedizinischen Dienste bieten, sind die Patientinnen und Patienten nun einem geringeren Risiko ausgesetzt, da wir Probleme schneller erkennen und entsprechend handeln können. Das hat uns schon mehr als einmal geholfen, das Schlimmste zu verhindern.

„Dank der Effizienz, die die telemedizinischen Dienste bieten, sind die Patientinnen und Patienten nun einem geringeren Risiko ausgesetzt“.

– Andrea Horvat, Krankenschwester im Gesundheitszentrum von Koprivnica-Križevci

Mirjana Hanžeković ist Direktorin des Gesundheitszentrums von Koprivnica-Križevci, in dem Andrea arbeitet. Auch sie ist sehr beeindruckt davon, was mit dem neuen Telecordis-Telemedizinzentrum möglich ist. Sie teilt Andreas Meinung, dass die medizinische Grundversorgung für Menschen auf dem Land zugänglicher geworden ist, und betont, dass durch die hinzugewonnene Effizienz schon so manches Leben gerettet werden konnte.

Sie erklärte uns den Nutzen des Projekts noch genauer:

Wie hat sich das Projekt auf die lokale Gesundheitsversorgung ausgewirkt?

MH: Es ist ein Gewinn für alle Patientinnen und Patienten in der Region, die an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Rund 45 % aller Todesfälle in Kroatien gehen auf Herz- und Gefäßerkrankungen zurück. Kardiologische Dienstleistungen sind in kontinentalen Gebieten wie Križevci und Đurđevac weniger zugänglich, sodass die Sterblichkeitsrate dort höher ist. Ich glaube, dass telemedizinische Dienste, wie wir sie kürzlich in unserem Gesundheitszentrum eingeführt haben, diese Zahlen positiv beeinflussen werden. Bislang mussten die Patientinnen und Patienten selbst für einfache medizinische Untersuchungen wie Langzeit-EKG oder Langzeit-Blutdruckmessung in die nächstgelegene Stadt fahren. So eine Fahrt kann bis zu 60 km in eine Richtung betragen und geht komplett auf Kosten der Patientinnen und Patienten. Und das bevor überhaupt ein Befund oder Ergebnis vorliegt. Kontinuierliche Verbesserungen sind in der Medizin ganz entscheidend, sei es in Bezug auf Ausbildung, Geräte oder sonstiges. Auf diese Weise bieten wir unseren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Gesundheitsversorgung. Das Telecordis-Zentrum für Telemedizin ist ein hervorragendes Beispiel dafür, da es moderne Diagnosetechnik in eine Region bringt, in der sie bisher fehlte.

Sind Sie stolz auf das Projekt?

MH: Stolz macht mich an diesem Projekt vor allem, dass es bereits viele Menschenleben gerettet hat. Mit der Ausstattung und den Leistungen, die das neue Zentrum bietet, waren wir imstande, Untersuchungen schneller und in einer leicht erreichbaren lokalen Umgebung durchzuführen. So konnten schon einige Patientinnen und Patienten in potenziell lebensbedrohlichen Situationen die rettende Hilfe erhalten. Bei einem jungen Patienten haben wir neulich eine Blutgefäßverengung festgestellt. Er benötigte dringend einen Stent, um das Risiko eines Herzinfarkts zu senken. Das neue Zentrum hat es uns ermöglicht, die Verengung zu erkennen und schnell zu reagieren, sodass der Patient rechtzeitig behandelt werden konnte. Dass wir in der Lage sind, solche Dienste vor Ort zu erbringen, macht mich stolz. Denn so können wir so viele Patientinnen und Patienten wie möglich versorgen – ganz gleich, wo sie leben.

„Stolz macht mich an diesem Projekt vor allem, dass es bereits viele Menschenleben gerettet hat.“

– Mirjana Hanžeković, Direktorin des Gesundheitszentrums von Koprivnica-Križevci

Eine stabile Gesundheitsversorgung, starke Institutionen und echte soziale und territoriale Inklusion – die Erfahrungen von Andrea und Mirjana zeigen, wie wichtig das ist. Werden die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt, so kommt dies lokalen Gemeinschaften erheblich zugute und verbessert den Alltag der Bürgerinnen und Bürger spürbar. Telecordis ist nur eines von vielen Projekten, die über den Aufbau- und Resilienzplan Kroatiens im Rahmen von NextGenerationEU gefördert werden und auf nationale Prioritätsbereiche und spezifische regionale Bedürfnisse ausgerichtet sind. Im Fall von Koprivnica-Križevci haben die NextGenerationEU-Mittel dabei geholfen, die Bereitstellung von wichtigen Dienstleistungen gerechter zu machen und entlegene Gebiete besser für aktuelle und künftige Herausforderungen zu rüsten.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
2. Februar 2024
Autor
Generaldirektion Kommunikation