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NextGenerationEU
Presseartikel31. Januar 2024Generaldirektion KommunikationLesedauer: 5 Min

Allzeit gute Fahrt: mit einer solarbetriebenen Kabelfähre im ländlichen Raum Kroatiens

NextGenerationEU hilft Ländern bei der Finanzierung einer grünen, nachhaltigen und digitalen Zukunft. Viele Projekte laufen noch oder werden noch geprüft, während andere bereits abgeschlossen sind und den Menschen vor Ort Vorteile bringen. Die kürzlich ersetzte Kabelfähre in Križnica (Kroatien) ist ein solches Projekt. Wir sprachen mit dem Fährmann Josip Sesvečan, der uns einiges über die Sicherheit, Effizienz und Zuverlässigkeit der neuen Fähre zu berichten hatte, die große Verbesserungen für die Mobilität vor Ort und die regionale Entwicklung mit sich bringt. 

Im Nordosten Kroatiens, an der ungarisch-kroatischen Grenze, liegt in der Gemeinde Pitomača das Dorf Križnica mitten im Biosphärenreservat Mura-Drau-Donau und im Mura-Drau-Regionalpark. Über eine Fußgängerbrücke lässt sich die Drau zu Fuß oder mit dem Fahrrad sicher überqueren. Autos und schweres Gerät hingegen mussten bis vor Kurzem eine 50 Jahre alte Kabelfähre nehmen. Mit NextGenerationEU-Mitteln aus dem Aufbau- und Resilienzplan Kroatiens wurde nun eine neue solarbetriebene Kabelfähre finanziert, die das in die Jahre gekommene und veraltete Modell ersetzt und die täglichen Wege der örtlichen Bevölkerung erleichtert. 

Križnica liegt mitten in einem Naturerbe-Paradies mit einem reichen Tier- und Pflanzenleben. Es ist Teil von NATURA 2000, dem europäischen Netzwerk von Schutzgebieten für wertvolle und bedrohte Arten. Auch als touristisches Reiseziel wird es immer beliebter. Im März 2023 eröffnete dort ein Informations- und Orientierungszentrum, das ebenfalls zahlreiche Besucherinnen und Besucher anzieht. Haupteinnahmequelle der örtlichen Wirtschaft ist neben dem Tourismus die Landwirtschaft. Familienbetriebe bauen Gemüse, Obst und Getreide an. Zur Überquerung des Flusses ist die Kabelfähre für Pkw und Frachtfahrzeuge sowie für landwirtschaftliches Gerät und Güter die einzige Option.  

Die alte Kabelfähre wurde 2023 endgültig ausrangiert, nachdem sie seit 1974 treue Dienste geleistet hatte. Sie war so reparatur- und wartungsanfällig geworden, dass sie den Bedürfnissen der lokalen Gemeinschaft nicht mehr gerecht wurde. Aus diesem Grund gab die Gemeinde Pitomača im Rahmen des Aufbau- und Resilienzplans Kroatiens eine neue solarbetriebene Fähre mit einem Investitionswert von 906 438,96 EUR in Auftrag. Seit ihrer Jungfernfahrt im März 2023 hat die neue Fähre den Menschen vor Ort die täglichen Wege erheblich erleichtert und so ihre Lebensqualität erhöht. Josip Sesvečan, Gemeindeangestellter in Pitomača, profitiert besonders davon: Er arbeitete 32 Jahre lang auf der alten Fähre und steuert nun auch das neue Modell. Wir fragten ihn nach seinen Eindrücken: 

Welche Verbindung haben Sie zu dem Projekt und was halten Sie davon? 

JS: Ich bin von dem Projekt direkt betroffen. Ich habe 32 Jahre lang auf der alten Fähre gearbeitet und mache das mit vier Kollegen jetzt auch auf der neuen. Ich bin auch Vorsitzender des Gemeinderats von Križnica und habe hier mein ganzes Leben verbracht. Alles ist besser, seit es die neue Fähre gibt. Das alte Modell war viel kleiner, marode und dadurch weniger sicher. Die Drau fließt schnell und stark. Mit der Fähre über die Stromschnellen zu kommen, ist manchmal gar nicht so einfach. Als Fährleute müssen wir deswegen viele Vorsichtsmaßnahmen treffen. Neben dem Wasserstand müssen wir auf Holzstämme, Zweige und andere Gegenstände achten, die im Fluss treiben und die Fähre beschädigen können, wenn sie unter die Pontons gelangen. Mit der neuen Fähre ist das Navigieren und der Transport viel einfacher und sicherer, das ist für uns, die wir täglich auf der Fähre arbeiten, sehr wichtig. Als Fährmann bin ich für die Sicherheit der Passagiere und ihres Eigentums verantwortlich. Jetzt bin ich beim Ablegen viel entspannter und habe mehr Vertrauen. 

Was hat die neue Fähre alles zu bieten? Welche Probleme hat sie gelöst? 

JS: Die körperliche Arbeit ist auf ein Minimum reduziert. Viele Systeme funktionieren jetzt besser, dank der Elektromotoren, die über Sonnenpaneele auf dem Dach der Fähre betrieben werden. Diese Motoren spannen das Kabel für uns und stellen sicher, dass die Fähre gut ausgerichtet ist. Und wenn doch mal Wasser an Bord kommt, werden wir über Sensoren gewarnt. Wir müssen viel weniger körperliche Arbeit verrichten als vorher. Die neue Fähre hat auch eine größere Ladekapazität. Sie kann acht bis zehn Fahrzeuge und bis zu 50 Passagiere aufnehmen. Auf der alten Fähre konnten wir höchstens 20 Passagiere befördern. Sie war viel anfälliger für Veränderungen bei den Wasserständen, und es bestand immer die Gefahr, dass Fahrzeuge beim Auf- und Herunterfahren beschädigt wurden. Allein aus diesem Grund nutzten einige Leute die Fähre nicht mehr, wenn es sich vermeiden ließ. Aber das ist jetzt vorbei. Das neue Modell ist sicher und zuverlässig, und es ist viel einfacher, ein- und auszuschiffen. Wir Fährleute haben dadurch mehr Zeit, den Wasserstand zu prüfen, den Passagieren behilflich zu sein und für ihre Sicherheit und ihren Komfort zu sorgen. Das ist beruhigend für die Menschen von hier und auch die Touristen. 

Was erhoffen Sie sich von dem Projekt für Ihre Region? 

JS: Den Einheimischen, die die Fähre regelmäßig nutzen, war von Anfang an klar, wie wichtig das Projekt ist. Sie waren begeistert, dass die alte Fähre durch ein neues, modernes und technologisch fortschrittlicheres Modell ersetzt wurde. Wie alle anderen schätzen auch sie die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Fährdienstes. Ein Ersatz war schon lange überfällig. Ich hoffe und bin überzeugt, dass die neue Fähre die Einheimischen dazu bewegen wird, weiter hier wohnen zu bleiben und hier zu arbeiten, weil ihr Alltag nun viel leichter ist und sie schneller in andere Teile des Landes kommen. Ich denke auch, dass der Tourismus noch zunehmen wird und dass dadurch neue Aktivitäten in Križnica entstehen werden, die unsere Gemeinde für die Regionen jenseits von Pitomača interessant machen. 

Die Kabelfähre von Križnica ist nur ein Projekt von vielen, das über den Aufbau- und Resilienzplan Kroatiens finanziert wurde. Alle Projekte setzen unterschiedliche Schwerpunkte, je nachdem, welche Prioritäten das Land hat, und welcher Bedarf vor Ort besteht, aber alle gemeinsam tragen dazu bei, dass Kroatiens Gesellschaft und Wirtschaft resilienter werden, und dass der digitale und grüne Wandel vorankommt. Für kleinere Gemeinden wie Križnica und Pitomača sind diese Mittel Gold wert, denn hier wird dringend Geld benötigt, um entlegene Orte zugänglich zu machen und die Entwicklung vor Ort anzukurbeln. Die neue Kabelfähre ist eine gute Investition in die Zukunft der Region. Sie bietet den Einheimischen eine zuverlässige, sichere und umweltfreundliche Möglichkeit zur Überquerung der Drau. Für traditionelle Wirtschaftszweige wie die Landwirtschaft ist das von größter Bedeutung. Die lokalen Behörden und die Wirtschaft können ihre Tourismuspläne umsetzen und die Bevölkerung erhält neue Möglichkeiten für ihre Freizeitgestaltung.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
31. Januar 2024
Autor
Generaldirektion Kommunikation